Leitfaden für Händler:innen: Einführung der Verordnung (EU) 2023/1115 zu entwaldungsfreien Lieferketten
Die Verordnung (EU) 2023/1115 zur Gewährleistung entwaldungsfreier Lieferketten ist ein zentraler Bestandteil der Bemühungen der EU, die Entwaldung und die damit verbundenen Umweltauswirkungen zu bekämpfen. Ab 30. Dezember 2024 gelten für dich als Händler:in strenge Anforderungen, die darauf abzielen, sicherzustellen, dass Produkte, die innerhalb der EU gehandelt werden, nicht zur globalen Entwaldung beitragen.
1. Was regelt die Verordnung?
Die Verordnung verpflichtet Händler:innen, sicherzustellen, dass bestimmte Produkte und Rohstoffe nur dann in Verkehr gebracht werden, wenn sie nachweislich:
- entwaldungsfrei sind, d. h., sie wurden nicht auf Flächen erzeugt, die nach dem 31. Dezember 2020 entwaldet wurden.
- rechtskonform hergestellt wurden, was bedeutet, dass sie die geltenden Gesetze im Ursprungsland einhalten.
Die Verordnung betrifft nicht nur die Produkte selbst, sondern auch deren Inhaltsstoffe und Zwischenprodukte.
2. Welche Produkte und Rohstoffe sind betroffen?
Die Verordnung umfasst eine Vielzahl von Produkten, die mit Entwaldung in Verbindung stehen könnten. Dazu gehören:
- Landwirtschaftliche Rohstoffe wie Soja, Palmöl, Rindfleisch, Kakao, Kaffee und Holz.
- Erzeugnisse aus diesen Rohstoffen, etwa Möbel, Papier, Schokolade und Biodiesel.
- Zwischenprodukte, die diese Rohstoffe enthalten.
Auch Produkte aus Kombinationen der genannten Materialien fallen unter die Verordnung.
3. Pflichten für Händler:innen
a) Sorgfaltspflichten
Du bist verpflichtet, strenge Sorgfaltspflichten (Due Diligence) einzuhalten, um die Entwaldungsfreiheit der Produkte nachzuweisen. Das umfasst:
- Risikoanalyse:
- Identifiziere die Herkunftsländer der betroffenen Rohstoffe.
- Bewerte das Entwaldungsrisiko in diesen Ländern.
- Rückverfolgbarkeit sicherstellen:
- Dokumentiere die gesamte Lieferkette und stelle sicher, dass die Herkunft der Rohstoffe bis zur Anbaustätte nachweisbar ist.
- Georeferenzierte Daten können erforderlich sein.
- Prüfprozesse etablieren:
- Führe regelmäßige Kontrollen und Audits durch.
- Arbeite mit zertifizierten Lieferanten oder Organisationen, die Nachhaltigkeitsstandards erfüllen.
b) Verpflichtungserklärung
Vor dem Inverkehrbringen eines Produkts musst du gegenüber den Behörden eine Konformitätserklärung abgeben, die bestätigt, dass die Sorgfaltspflichten eingehalten wurden.
4. Wie kannst du dich vorbereiten?
Schritt 1: Lieferkettenanalyse
- Analysiere deine bestehenden Lieferketten und identifiziere potenzielle Risiken.
- Sammle Informationen über Rohstoffquellen und Lieferanten.
Schritt 2: Partnerschaften
- Arbeite mit Lieferanten zusammen, um Standards für entwaldungsfreie Rohstoffe zu etablieren.
- Bevorzuge Lieferanten, die anerkannte Zertifizierungen (z. B. FSC, Rainforest Alliance) vorweisen können.
Schritt 3: Digitalisierung
- Implementiere digitale Systeme zur Rückverfolgbarkeit der Lieferkette.
- Nutze Geodaten-Technologie, um die Anbaustätten der Rohstoffe zu überprüfen.
Schritt 4: Mitarbeiterschulung
- Schulen dein Team in Bezug auf die Anforderungen der Verordnung und die Methoden zur Sorgfaltspflicht.
Schritt 5: Compliance-System aufbauen
- Richte interne Prozesse und Mechanismen ein, um die Einhaltung der Verordnung sicherzustellen.
- Dokumentiere alle Schritte, um dich bei Kontrollen abzusichern.
5. Fristen und Übergangsregelungen
- Die Verordnung gilt ab 30. Dezember 2024.
- Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die keine Importeure sind, gelten weniger strenge Anforderungen, aber auch sie müssen die Rückverfolgbarkeit sicherstellen.
6. Rechtliche Konsequenzen bei Verstößen
Verstöße gegen die Verordnung können erhebliche Sanktionen nach sich ziehen:
- Bußgelder: Diese können bis zu 4 % des Jahresumsatzes des Unternehmens betragen.
- Produktentfernung vom Markt: Nicht konforme Produkte dürfen nicht gehandelt werden.
- Reputationsschäden: Verstöße könnten das Vertrauen deiner Kund:innen nachhaltig beeinträchtigen.
7. Vorteile der Umsetzung
Die Einhaltung der Verordnung bietet nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern auch strategische Vorteile:
- Marktvorteil: Nachhaltige Produkte sind bei Verbraucher:innen gefragter denn je.
- Risikominimierung: Eine transparente Lieferkette schützt vor rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken.
- Beitrag zum Klimaschutz: Du positionierst dein Unternehmen als umweltbewusst und zukunftsorientiert.
8. Fazit: Jetzt handeln
Die Verordnung (EU) 2023/1115 stellt eine Herausforderung dar, aber auch eine Chance, deine Lieferketten nachhaltiger und zukunftsfähiger zu gestalten. Beginne frühzeitig mit der Anpassung deiner Prozesse, um rechtzeitig vorbereitet zu sein.
Tipp: Ziehe Nachhaltigkeitsexpert:innen oder spezialisierte Rechtsberater:innen hinzu, um die Anforderungen effizient umzusetzen und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
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