Stellungnahme des buvec e.V. zur EU-Studie über Kleinst- und Kleinunternehmen (2022)
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 99% der Unternehmen in der EU sind Kleinst- und Kleinunternehmen (KMU), die bis zu 49 Mitarbeitende beschäftigen. Mit 77,5 Millionen Beschäftigten stellen sie fast die Hälfte der gesamten Arbeitsplätze in der Unternehmenswelt und generieren trotz ihrer geringen Größe 31 % des Gesamtumsatzes der EU-Wirtschaft. Diese Unternehmen sind das Rückgrat unserer Wirtschaft – und werden dennoch politisch vernachlässigt.
Der buvec e.V. fordert mehr Anerkennung und gezielte Unterstützung für Kleinst- und Kleinunternehmen, um sie nachhaltig zu stärken und ihre Bedeutung für die Wirtschaft zu sichern.
Kernprobleme und Herausforderungen für KMU
1. Unzureichende politische Vertretung
Große Unternehmen verfügen über starke Lobbys und setzen ihre Interessen durch, während KMU oft unterrepräsentiert bleiben. Ihre Bedürfnisse und Herausforderungen finden kaum Beachtung in der Gesetzgebung, obwohl sie 99 % der Unternehmenslandschaft ausmachen.
2. Ungleichgewicht bei der Wertschöpfung
Die Studie zeigt, dass große Unternehmen (mit mehr als 249 Mitarbeitenden) zwar nur 0,2 % aller Unternehmen ausmachen, aber 51 % des Umsatzes generieren und über ein Drittel der Arbeitsplätze stellen. Dieses Ungleichgewicht führt zu einer wirtschaftspolitischen Ausrichtung, die die Bedürfnisse der KMU ignoriert.
3. Hohe Belastungen durch Bürokratie
KMU sind überproportional von regulatorischen Anforderungen betroffen. Sie müssen mit den gleichen Auflagen wie große Unternehmen umgehen, verfügen aber nicht über die notwendigen Ressourcen oder spezialisierten Abteilungen, um diese Anforderungen effizient zu bewältigen.
4. Geringere Investitionen in Mitarbeitende
Die Studie zeigt, dass der durchschnittliche Aufwand für Mitarbeitervorteile in Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden bei €28.510 liegt – deutlich unter den €59.460, die große Unternehmen investieren können. Diese Unterschiede sind nicht nur ein Nachteil im Wettbewerb um Fachkräfte, sondern verschärfen die wirtschaftliche Ungleichheit zwischen Unternehmensgrößen.
Forderungen des buvec e.V.
1. Aufbau einer starken Lobby für KMU
Wir fordern die Schaffung eines europaweiten Netzwerkes für KMU, das ihre Interessen bündelt und politisch vertritt. Die Bedürfnisse von Kleinst- und Kleinunternehmen müssen gezielt in der Gesetzgebung berücksichtigt werden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
2. Entlastung durch Bürokratieabbau
KMU benötigen einfache und praxisnahe Regelungen. Es sollten spezielle KMU-Regelwerke entwickelt werden, die auf ihre Kapazitäten und Bedürfnisse zugeschnitten sind. Ein Beispiel wäre eine vereinfachte Umsetzung der DSGVO oder der neuen KI-Verordnung.
3. Finanzielle Unterstützung und Förderprogramme
KMU benötigen gezielte finanzielle Anreize, um ihre Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Dazu gehören:
- Förderprogramme für Digitalisierung: Unterstützung bei der Implementierung digitaler Technologien.
- Investitionszuschüsse: Zur Schaffung von Arbeitsplätzen und nachhaltigen Geschäftsmodellen.
- Erleichterter Zugang zu Finanzierung: Reduzierung bürokratischer Hürden bei der Kreditvergabe.
4. Gleichstellung bei der Wertschöpfung
KMU sollten steuerlich und finanziell entlastet werden, um ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber großen Unternehmen zu stärken. Eine fairere Verteilung der Wertschöpfung ist essenziell, um die Bedeutung von KMU langfristig zu sichern.
5. Fachkräfteförderung
Die Politik muss sicherstellen, dass KMU im Wettbewerb um Fachkräfte nicht unter die Räder geraten. Dazu gehören:
- Subventionen für Weiterbildung.
- Unterstützung bei der Anwerbung internationaler Fachkräfte.
- Maßnahmen, um die Arbeitsbedingungen in KMU attraktiver zu gestalten.
Warum die EU und Deutschland mehr tun müssen
Die Zahlen zeigen, dass die EU und Deutschland viel zu wenig tun, um die tragende Rolle von KMU anzuerkennen. Förderprogramme sind oft zu kompliziert und für Kleinstunternehmen kaum zugänglich. Stattdessen werden große Unternehmen mit umfassenden Förderungen bedacht, während die „99 %“ kämpfen, um im Wettbewerb zu bestehen.
Die Politik muss endlich begreifen, dass ohne KMU die lokale und regionale Wirtschaft zusammenbricht. Es sind diese Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen, Innovationen vorantreiben und wirtschaftliche Stabilität garantieren. Die Vernachlässigung dieser Gruppe ist ein fatales Versäumnis, das langfristig die gesamte Wirtschaft schwächt.
Fazit
Kleinst- und Kleinunternehmen sind die unterschätzten Helden der Wirtschaft. Sie stellen die Mehrheit der Arbeitsplätze und tragen entscheidend zur Wertschöpfung bei. Doch sie stehen unter Druck: Bürokratie, geringe politische Unterstützung und ein ungleicher Wettbewerb machen es ihnen schwer. Der buvec e.V. fordert die Politik auf, endlich zu handeln – mit weniger Bürokratie, gezielter Förderung und einer faireren Wertschöpfung. Denn ohne KMU gibt es keine starke Wirtschaft. Ran an die Arbeit, Politik!
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