EU-Kommission stellt neue Strategie gegen Fachkräftemangel vor
Union der Kompetenzen: EU-Kommission stellt neue Strategie gegen Fachkräftemangel vor
Vier von fünf kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der EU haben derzeit Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu finden. Das ist nicht nur ein branchenübergreifendes Problem – es betrifft ganz besonders auch den E-Commerce, stationären Handel und das digitale Dienstleistungsgewerbe.
Mit der neuen Leitstrategie „Union der Kompetenzen“ („Union of Skills“) will die Europäische Kommission dem zunehmenden Fachkräftemangel in Europa entgegentreten. Der BuVeC e.V. begrüßt diesen strategischen Vorstoß ausdrücklich – fordert aber auch: Jetzt müssen konkrete Maßnahmen für die Handelsbranche folgen.
Hintergrund: Europa verliert an Qualifikation – und Tempo
Die Fakten sind alarmierend:
- Laut EU-Kommission haben 80 % aller KMU Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung.
- Gleichzeitig sind die Grundkompetenzen in Lesen, Schreiben und Rechnen bei Schüler*innen und Erwachsenen deutlich zu niedrig.
- Der Anteil der Beschäftigten mit Weiterbildungszugang stagniert in vielen Mitgliedsstaaten.
- Die wirtschaftliche Dynamik droht zu bremsen – gerade in Schlüsselbranchen wie Logistik, Handel, IT und Handwerk.
Diese Entwicklung betrifft insbesondere die stark wachsende digitale Handelswirtschaft – also genau die Unternehmen, die auf technologisches Verständnis, Sprachkompetenz und Kundenorientierung angewiesen sind.
Was will die EU mit der Union der Kompetenzen erreichen?
Mit der am 5. März 2025 vorgestellten Strategie präsentiert die Kommission ein ganzheitliches Maßnahmenpaket. Ziel ist es, Bildung, Arbeitsmarkt und Migration intelligenter miteinander zu verzahnen.
Die wichtigsten Säulen:
- Förderung der Grundkompetenzen: Lesen, Rechnen, digitale Bildung – von der Schule bis ins Erwachsenenalter
- Lebenslanges Lernen: Ausbau von Weiterbildungsangeboten für Beschäftigte und Arbeitslose
- Grenzüberschreitende Rekrutierung erleichtern: Anerkennung von Qualifikationen, Sprachangebote, Mobilitätsprogramme
- Gezielte Talentförderung aus Drittstaaten: Ein EU-Talentsystem soll den Fachkräftezuzug steuern
- Bessere Abstimmung auf Unternehmensbedarfe: Alle Maßnahmen sollen praxisnah und wirtschaftsnah entwickelt werden
Insgesamt umfasst die Mitteilung 23 konkrete Initiativen, die gemeinsam mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen, Sozialpartnern und Mitgliedsstaaten entwickelt werden sollen.
Finanzrahmen: 150 Milliarden Euro bis 2027
Bereits jetzt fließen im aktuellen EU-Haushaltszeitraum (2021–2027) über 150 Milliarden Euro in Bildungs-, Weiterbildungs- und Kompetenzmaßnahmen. Diese Mittel stammen aus:
- dem Europäischen Sozialfonds Plus (ESF+)
- dem Erasmus+-Programm
- dem Fonds für einen gerechten Übergang
- und weiteren Töpfen zur Förderung von Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit
Die Union der Kompetenzen soll dafür sorgen, dass diese Mittel besser koordiniert, transparenter verteilt und zielgerichteter eingesetzt werden.
BuVeC-Perspektive: Fachkräfte im Handel – was jetzt passieren muss
Als Bundesverband für den E-Commerce sehen wir im Vorstoß der Kommission eine wichtige politische Weichenstellung, aber auch eine dringende Aufforderung an nationale Regierungen und Software-Ökosysteme:
- Bildung muss digitaler werden – und schneller.
Die Vermittlung von Medienkompetenz, Kundenkommunikation, Plattformwissen und einfachem Datenumgang gehört in jeden Bildungsplan und jedes Jobcenter. - KMU brauchen niedrigschwellige, förderfähige Weiterbildungsformate.
Händler*innen haben keine Zeit für 3-monatige Kurse. Was fehlt, sind praxisnahe Mikrotrainings, gefördert und on demand verfügbar. - Rekrutierung aus dem Ausland muss realistisch und begleitet sein.
Gerade kleinere Händler stoßen hier schnell an rechtliche und organisatorische Grenzen. Wir fordern ein vereinfachtes Matching-System für Onlinehändler und digitale Dienstleister. - Software- und Plattformanbieter müssen ihre Verantwortung wahrnehmen.
Tools wie JTL, Shopify, Shopware, Amazon oder Meta sollten kostenlose Weiterbildung als Teil ihres Angebots verstehen – durch integrierte Lernmodule, Lernpfade und Zertifikate.
Fazit: Kompetenzen sind die neue Währung der Wettbewerbsfähigkeit
Die Union der Kompetenzen kommt zur richtigen Zeit – aber sie muss schnell in die operative Umsetzung gehen.
Denn die Realität in vielen Handelsunternehmen ist heute:
Offene Stellen, fehlende Qualifikation, Sprachbarrieren, keine Bewerber.
Wenn wir nicht bald gegensteuern, verlieren wir nicht nur Marktanteile – wir verlieren ganze Geschäftsmodelle.
Der BuVeC e.V. wird die Umsetzung der Union der Kompetenzen eng begleiten, um sicherzustellen, dass die Anliegen der Händler und Marktplatzanbieter in Deutschland und Europa Gehör finden.
JETZT Mitglied werden und SOFORT von den Vorteilen im BuVeC profitieren !
➡️ kostenlose Expertensprechstunden
➡️ immer umfassend informiert sein in DEINEM Business
➡️ kostenloser Maßnahmenplan bei Amazon im Bedarfsfall.
Share this content: